Flashback to Wien - 1 year ago

Friday, August 18, 2017

Ausblick am ersten Morgen 
Vor etwa einem Jahr fassten Lari und ich den Plan, mit dem Rad von Passau nach Wien zu fahren. Was zunächst wie einer von diesen unrealistischen Zukunftsplänen klang, die man letztendlich ohenhin nicht in die Tat umsetzt, entpuppte sich schon bald als festes Vorhaben: Am 1. September standen wir also tatsächlich in Passau am Bahnhof, die Karte in der Hand und starteten unsere über 300 km weite Tour.

Natürlich lief alles perfekt.... nicht. Bereits am ersten Abend ergatterten wir gerade noch so ein Zimmer im nächstgelegenen Ort, nachdem wir ca 20mal bei allen Gästezimmern in der Gegend angefragt hatten. Selbst der optimistischte und seelenruhigste Mensch würde nach der fünften oder sechsten Absage irgendwann Angst bekommen, aber da die heranbrechende Dunkelheit uns schonungslos die Alternative aufzeigte - am Waldrand neben der Donau schlafen - blieb uns keine andere Wahl, als wirklich überall anzurufen, in der Hoffnung, irgendwer würde uns aufnehmen.
Doch ein bisschen Glück gehört dazu im Leben und so fielen wir am Abend mehr als erleichtert in ein sogar recht gemütliches Bett mit Blick auf die Donau.

Aber wir haben daraus gelernt - in Zukunft wird jede Unterkunft so früh wie möglich gebucht.
Auch die Zahl der paar Male, wo wir uns verfuhren, war erstaunlich gering, wobei man allerdings eingestehen muss, dass die Donau schon ein recht guter Anhaltspunkt für alle Radfahrer ist, da man wirklich fast durchgehend an ihr entlangfährt.

Und so haben wir unsere kleine Radreise lieben gelernt.
Die kühle Morgenluft.
Die Stille, wenn man durch die Wälder fährt.
Wie atemberaubend sich die Donau schlängelt.
Ständig in Bewegung zu sein.
Und einfach die Wärme und den Sommer zu spüren.

Jap, den spürten wir gehörig, denn trotz Anfang September war es unglaublich heiß und schwül und so wurde meist eine kleine große Mittagspause eingelegt, um der Hitze zu entgehen.

Stop an der Brücke: Zeit den Blick schweifen zu lassen
Zweimal mussten wir auf das andere Ufer der Donau übersetzen
Da wir zwei ja besonders vielseitig interessierte und intellektuelle Gymnasiasten (hust mehr oder weniger :D) sind, mussten wir natürlich auch etwas Kultur einbauen, was zugegeben nach mehreren Stunden am Sattel nicht nur für unseren Hintern - der uns beiden bereits am zweiten Tag schon weh tat - eine Erholung war, sondern auch für uns selbst.

Passau-Wien mit Sehenswürdigkeiten beträgt nach Reiseführer circa eine Woche mit Durchschnittstempo. Bei Lari und Lilly, die keine Woche Zeit haben, sondern nur vier bis fünf Tagen mit An- und Abreise musste es also schneller gehen. Trotzdem haben wir das, was wir sehen wollten, gesehen und auch wenn wir manchmal das Tempo etwas erhöht haben, lief auf meinem Handy fast immer eine chillige Summer-Tropical-Playlist, mit der alles gleich etwas entspannter wirkte.

#1 KZ Mauthausen


Eine der schlimmsten Schauplätze der Naziverbrechen. Auch wenn wir dafür einen Umweg und einen gewaltigen Berg hinaufmussten, zahlte sich diese Besichtigung aus. Nicht etwa, weil es so viel Spaß machte, die Wege entlangzugehen, auf denen Hunderte Menschen ein quallvolles Leid erlitten hatten.... Nein, es hat uns erst recht bewiesen, wie glücklich wir uns schätzen konnten, diese wundervolle Landschaft in Freiheit genießen zu dürfen und uns melancholisch daran erinnert, wie lebendig Vergangenheit sein kann.

#2 Kloster Melk


Bereist hier waren wir gefesselt von der wahnsinnig schönen Hausfassade, dem Park und der Gartenlage.... wir wussten noch nicht, was uns in Wien erwarten würde.

# 3 Strand

Kurz vor Linz stießen wir dann auf diesen Strandabschnitt, wie ausgehungerte Karawanenreiter in der Wüste (keine Übertreibung!). Noch nie haben wir uns - glaube ich - mehr auf eine Abkülung/Pause gefreut, als in diesem Moment.


Die Anstrengung, unser Schweiß und das lästige Gepäck bleibt auf den Bildern allerdings verborgen. Man darf jedoch niemals vergessen, dass wir immer unser Rad dabei hatten. Bei den Sights, in den Unterkünften und am schlimmsten: In der U Bahn Station....Immerhin haben wir seitdem Mitleid mit allen armen Menschen, die sich mit Rädern im Zug herumquälen müssen, wirklich bedauernswerte Geschöpfe.^^

Als ob unsere Radtaschen nicht schon schwer genug waren, packte ich sie auch noch voll mit 10 kg (wenn nicht sogar noch mehr) Äpfel. Wir fuhren mitten durch Apfelbaumplantagen mit den saftigsten Äpfeln, Weinfeldern mit den fruchtigsten Reben. Wer meinen Fruchtfetisch kennt oder selbst einen hat, wird verstehen, warum an daran nicht achtlos vorbeifahren kann.... Außerdem spart man sich Geld für Essen und lebt noch dazu gesünder.


#4 Wien

.......Und am Freitagmittag kamen wir endlich an. Mitten in der Großstadt. In der Mittagshitze. Mit schweren Taschen. Ohne Wasser. Ohne Plan. Der Radweg führte uns leider nicht bis zu unserem Hotel, deswegen begann der stressigste Teil an unserer ganzen Tour: Mit den Rädern und öffentlichen Verkehrsmitteln zum Bahnhof navigieren, in dessen Nähe unsere Unterkunft sein sollte. Kleiner Tipp: Trage niemals ein Rad mit 10 kg Äpfeln in den Taschen eine U Bahn-Treppe hinunter... denn entweder man erschlägt sich selbst oder andere.
Aber irgendwie kamen wir dann doch an und stellten unsere treuen Räder bis zu unserer Heimreise erstmal in den Hinterhof.
Erholung, Ruhe und Relaxen ? Nicht bei uns.
Wir waren immerhin in Wien, einer der schönsten Städte der Welt und die musste natürlich besichtigt werden.Wir schafften es tatsächlich, in innerhalb von 24 h die Hauptsehenswürdigkeiten von Wien anzuschauen und lernten sogar neue Leute kennen: Tamino und Florian. Die beiden verbrachten den Abend mit uns, der noch um einiges schöner gewesen wäre, wenn mir nicht komplett schlecht geworden wäre und ich mich schlussendlich nachts in Wien in irgendeinem ranzigen McDonaldsklo übergeben hätte. Danke an dieser Stelle an die Jungs und besonders an Lari, die sich vorbildlich um mich gekümmert hat.
Die Übelkeit war am nächsten Morgen Gott sei Dank verflogen und wir setzten unser Sightseeing fort:

Schloss Schönbrunn              
Hundertwasserhaus
Stephansdom
Wiener Prater
Schloss Belvedere
.... Und so endete unser Kurzurlaub, der vermutlich sportlicher war als unsere restlichen Sommerferien und eindrucksvoller als wir es uns vorgestellt hatten. Auch wenn es pathetisch klingt: Wir kamen beide als andere Menschen wieder daheim an und sind auf jeden Fall für Australien gewappnet.

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2 comments

  1. Meiner Meinung nach ist Wien die schönste Stadt der Welt! Ich liebe diese prunkvollen Fassaden, die in der Innenstadt wirklich überall zu sehen sind. Außerdem hat Wien eine ganz tolle, besondere Atmosphäre. Einerseits sehr urban, modern und hipp, aber trotzdem auch traditionell. Und die Menschen sind einfach super nett! Ich hab mich dort richtig wohl gefühlt.

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    1. Jaa, da kann ich dir nur zustimmen ! Dem Charme dieser Stadt kommt niemand aus.

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